Band 4: Die Heilkraft der Pflanzen
Band 4: Die Heilkraft der Pflanzen

Pflanzen für Körper und Seele

Bei vielen Erkrankungen regulieren Pflanzenwirkstoffe die Fehlfunktionen oder beugen zuverlässig vor. Mit zahlreichen Abbildungen und Heilpflanzen-Infos für die Selbstmedikation. Auch zu Heilpilzen, Schüßlersalzen, Homöopathie und Bachblüten erhalten Sie wertvolle Anwendungshinweise für den Alltag in der ganzen Familie.

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Pflanzen Die Heilkraft der Pflanzen

PFLANZEN für Körper und Seele

In der Heilbehandlung unserer Volkskrankheiten gewinnt die Phytotherapie zunehmend an Bedeutung. Bei zahllosen Beschwerden regulieren Pflanzenwirkstoffe fehlgeleitete Stoffwechselfunktionen oder sie stärken die Abwehrkräfte und beugen zuverlässig vor.

Es liegt auch an unserer verbreiteten Ungeduld, zu schnell Antibiotika als therapeutische „Soforthilfe“ zu verlangen und uns mit Symptomverdrängung statt ursächlicher Heilbehandlung zufrieden zu geben.

Für Laien bieten Heilpflanzenkenntnisse ein spannendes Feld für die Selbstmedikation. Es ist aber ratsam, sich mit Grundlagen der Phytotherapie zu beschäftigen.
Wirksam und bewährt sind Heilpflanzen
• bei Erkältungs- und Atemwegserkrankungen,
• bei Appetitmangel, Magen- und Darmproblemen,
• sie regulieren Herz- und Gefäßfunktionen, das vegetative Nervensystem, die Blasen- und Nierenfunktionen und fördern die Wundheilung.
• Pflanzliche Antibiotika schonen die Verdauung und entwickeln keine Resistenzen.

Wie gesund ist vegan?

Sehr sogar – wenn man es richtig macht. Fakten, Zahlen und Tipps zur pflanzlichen Ernährungsweise

VON ANDREAS SCHÖFBECK, Foto: creativ collection

Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine pflanzliche Lebensweise, aus verschiedenen Motiven: Für die einen steht das Tierwohl im Vordergrund. Andere achten besonders auf ihre Gesundheit oder haben den Schutz der Umwelt vor Augen. In Deutschland leben etwa 1,3 Millionen Menschen vegan, also ernähren sich rein pflanzlich. Darüber hinaus achten viele Veganer auch darauf, dass sie auch in anderen Lebensbereichen keine tierischen Produkte verwenden. Diese Gruppe wächst rasant, vor zehn Jahren gab es etwa 80.000 Veganer in Deutschland. Etwa sieben Millionen Bundesbürger leben vegetarisch. Sie verzichten auf Fleisch, essen aber tierische Produkte wie Milchprodukte und Eier. Unter Frauen ist die vegetarisch-vegane Lebensweise stärker verbreitet als unter Männern.

Du bist, was Du isst

Was wir essen, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen. Auch ist bekannt, dass unsere Ernährungsweise sehr stark mit unserer Gesundheit zusammenhängt. Vor allem bei der Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen, etwa Arteriosklerose, Bluthochdruck und Herzinfarkt, aber auch bei der Entstehung von Diabetes und Krebs spielt die Ernährung eine große Rolle. Viele Studien zeigen, dass sich mit einer ausgewogenen, vielseitigen Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten (Linsen, Bohnen etc.), Nüssen und Samen das Risiko, an diesen Krankheiten zu erkranken, reduzieren lässt.

Je höher der Anteil an pflanzlichen Produkten in der Ernährung ist, desto weniger ungesunde, tierische Fette, tierische Eiweiße und Cholesterin werden dem Körper zugeführt. Zahlreiche Studien belegen, dass diese Stoffe zur Entstehung von Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und Krebs beitragen.

Darauf müssen Veganer achten

Bei einer vollwertigen und abwechslungsreichen pflanzlichen Ernährung ist es möglich, mit allen Nährstoffen ausreichend versorgt zu sein.  Dabei ist es wichtig, sich ausgewogen und vielseitig zu ernähren und möglichst gering verarbeitete Lebensmittel zu konsumieren.

Eiweiß   

Die Kombination von Getreide und Hülsenfrüchten wie Bohnen, Linsen und Kicher-erbsen gewährleistet, dass der Körper mit allen notwendigen Eiweißen versorgt wird. Das Eiweiß aus Tofu kann genauso gut vom Körper verwertet werden wie tierisches Eiweiß. Sehr viel Eiweiß enthalten auch Erdnüsse.

Kalzium

Viel grünblättriges Gemüse, kalziumreiches Mineralwasser und Sojamilch mit Kalziumzusatz sorgen für eine ausreichende Kalziumzufuhr.

Omega-3-Fettsäuren

Als Pflanzenöle empfehlen sich vor allem Leinöl, Walnussöl und Rapsöl zusätzlich zu Olivenöl. Diese liefern viele gesunde Omega-3-Fettsäuren. Darüber hinaus gibt es auch Omega-3-Öle aus Mikroalgen, die einen hohen Anteil an marinen Fettsäuren EPA und DHA enthalten, welche vom -Körper besonders gut verwertet werden können.

Zink und Eisen

Die Kombination von Getreideprodukten mit frischem Obst und Gemüse sorgt dafür, dass die Zink und Eisenaufnahme aus dem Getreide vervielfacht wird.

Vitamin B 12

Vitamin B12 ist in pflanzlichen Produkten nur in sehr geringen Mengen enthalten. Um die Nährstoffempfehlungen zu erreichen, empfiehlt es sich, mit Vitamin B12 angereicherte Lebensmittel zu konsumieren und zusätzlich ein Nahrungsergänzungsmittel oder eine mit Vitamin B12 angereicherte Zahnpasta zu verwenden.

Jod   

Um die Nährstoffempfehlungen für Jod zu erreichen, sollte jodiertes Speisesalz verwendet werden, bei bekannter Schilddrüsenerkrankung in Abstimmung mit dem -behandelnden Arzt.

Vitamin D

Damit der Körper genügend Vitamin D produzieren kann, reicht es, sich in der Zeit von April bis September regelmäßig 15 bis 30 Minuten lang bei unbedeckter Haut der Sonneneinstrahlung auszusetzen. In den restlichen Monaten empfiehlt es sich, Vitamin-D-reiche Lebensmittel wie Pilze oder mit Vitamin D angereicherte -Lebensmittel (z. B. Margarine, Cerealien, Orangensaft) zu verwenden.

Sehr viele Menschen in Deutschland leiden an einem Mangel an Vitamin D, Folsäure, Kalzium, Eisen und Jod. Menschen, die sich pflanzlich ernähren, sind hier oft besser versorgt, da sie sich mit gesunder Nahrung beschäftigen und wissen, dass sie auf diese Nahrungsbestandteile achten müssen. Um dabei die kritischen Nährstoffe gut im Auge zu behalten, empfiehlt sich eine regelmäßige Untersuchung bestimmter Blut- und Urinwerte durch ein fachkundiges Labor. Die meisten dieser -Untersuchungen sind allerdings nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten und müssen in der Regel selbst bezahlt werden.

Andreas Schöfbeck ist Vorstand der BKK ProVita und ernährt sich selbst aus Überzeugung pflanzlich. Die gesetzliche Krankenkasse BKK ProVita klärt über pflanzliche Ernährung auf und übernimmt bei Verdacht auf einen Nährstoffmangel die Kosten für eine entsprechende Blutuntersuchung. Sie ist auch neuer Premium Partner des Naturheilbundes (siehe Seite 14).
Das Heilkräuter ABC in der Schwangerschaft

Welche Pflanzen sich gut zur Selbstbehandlung eignen – und welche nicht

Von Astrid Drotleff; Illustration: creativ collection

Geeignet:

Brennessel gering dosieren. Wirkt als Bestandteil von Schwangerschaftstee entwässernd und harntreibend. Der Verzehr von Fenchel tut Schwangeren und Stillenden gut. Fenchel hilft bei Blähungen und wirkt milchbildend. Auch Hagebutte ist für Schwangere gut geeignet, die Pflanze wirkt verdauungsfördernd und leicht abführend. Hibiskus stimuliert die Durchblutung und reduziert den Östrogenspiegel. In größeren Mengen ungeeignet. Himbeerblätter wirken krampflösend und sind der Klassiker in der -Geburtsvorbereitung zur Dammschnittprophylaxe. Ab der 27. SSW täglich 1 bis 3 Tassen genießen. Kamille wirkt mild, beruhigend, krampflösend. Lavendel stärkt die Nerven, wirkt beruhigend und einschläfernd. Melisse hilft gegen Unruhe und Nervosität. Pfefferminztee hilft bei Übelkeit und Erbrechen, bei Magen- und Darmbeschwerden. Rooibostee ist sehr empfehlenswert. Er enthält kein Koffein, dafür viele Antioxidantien, Eisen und Mineralien. Thymian ist als Tee oder Küchengewürz unbedenklich. Große Mengen stimulieren die Gebärmutter. Zistrosentee ist für Schwangere gut geeignet. Er hemmt die Vermehrung von Viren und Bakterien und wirkt antientzündlich.

Teerezeptur bei Übelkeit:

  • 20 g Pfefferminzblätter 
  • 10 g Kamillenblüten
  • 10 g Melissenblätter 
  • 5 g Anisfrüchte

Alles mischen und 2 Teelöffel in 250 ml Wasser 10 Minuten ziehen lassen.

Oder 6 Gramm frischen Ingwer in Scheiben schneiden und aufbrühen. Achtung: Höhere Dosen Ingwer können Wehen auslösend wirken.

Wenig geeignet:      

Anis ist als Tee oder Küchengewürz unbedenklich. In großen Mengen stimuliert er die Gebärmutter. Eisenkraut sollte während der Schwangerschaft nicht verwendet werden, da es Wehen fördernd wirkt. Johanniskraut wirkt hochdosiert möglicherweise embryotoxisch, deswegen besser nicht einsetzen. Gering dosiert als Bestandteil von Tee unbedenklich. Passionsblume ist während der Schwangerschaft nicht empfehlenswert. Sie wirkt stimulierend auf die Gebärmutter. Rosmarin und sein ätherisches Öl während der Schwangerschaft besser nicht verwenden, beides kann Krämpfe und Wehen auslösen. Als Küchengewürz in geringer Dosierung unbedenklich. Salbei ist als Küchengewürz bedenkenlos. Auf größere Mengen Salbeitee oder Salbeiöl aber besser verzichten – die Pflanze wirkt stimulierend auf die Gebärmutter. Süßholzwurzel als Tee oder Bestandteil von Lakritz sollten Schwangere meiden. Die Pflanze erhöht den Cholesterinspiegel und die Plazentadurchlässigkeit. Zimt sparsam einsetzen, größere Mengen wirken Wehen fördernd.

Der Text ist ein verkürzter Auszug aus Astrid Drotleffs Abschlussarbeit zur Naturheilkundeberaterin DNB „Die 6 Säulen der Naturheilkunde in der Schwangerschaft“ -(Juni 2017). Astrid Drotleff betreibt zusammen mit Elisabeth Lehnert-Austermühle das Schlosscafe Frohköstlich. www.frohkoestlich.de

Alternative Antibiotika

Es muss nicht immer die Chemiekeule sein: Bei Harnwegsinfektionen helfen pflanzliche Arzneimittel. Sie hemmen das Bakterienwachstum, verursachen aber keine Resistenzen

TEXT PROF. DR. MED. KARIN KRAFT, FOTO CREATIV COLLECTION

In den letzten fünf Jahren hat sich der Anteil der Erreger, die gegen alle Breitbandantibiotika unempfindlich sind, um 200 Prozent erhöht. Diese antibiotikaresistenten Bakterien können insbesondere bei geschwächten oder frisch operierten Patienten lebensbedrohlich sein, da kein wirksames Gegenmittel zur Verfügung steht. Mehrere Gründe sind für den rasanten Anstieg der multiresistenten Keime verantwortlich: Die nicht ausreichende Einhaltung hygienischer Grundregeln in den Kliniken zählt ebenso dazu wie der großzügige und teilweise ungezielte Umgang mit Antibiotika in den ärztlichen Praxen. Aber auch die umfangreiche Verwendung von Antibiotika in der Tiermast hat dazu beigetragen.

Die wichtigste Maßnahme gegen multiresistente Keime ist es, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Inzwischen bezieht auch die Schulmedizin zu diesem Problem Stellung.
„Bei der akuten unkomplizierten Zystitis (Harnblaseninfektion) stellt die alleinige symptomatische Therapie eine vertretbare Alternative zur sofortigen antibiotischen Behandlung dar“, heißt es in einer aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin. Die Gabe von Antibiotika zur Behandlung und insbesondere zur Prophylaxe ist demnach nicht erforderlich. Trotzdem sollen die unangenehmen Symptome möglichst nebenwirkungsarm gelindert werden.

Harntreibend und antientzündlich

Dazu eignen sich etliche Arzneipflanzen und die daraus hergestellten pflanzlichen Arzneimittel gut. Denn sie enthalten antibiotisch wirksame Stoffe, mit denen sie sich selbst wirkungsvoll gegen Bakterien, Viren und Pilze verteidigen. Diese sogenannten Phytotherapeutika lassen sich auch vorbeugend einsetzen, aber nur, wenn keine Schwellungen (Ödeme) infolge einer Herz- oder Nierenschwäche bestehen.

Man unterscheidet zwischen den sogenannten Durchspülungsmitteln und Harnwegsdesinfizienzien. Zu den Durchspülungsmitteln zählen Goldrutenkraut, Birkenblätter, Brennnesselkraut und Schachtelhalmkraut. Sie enthalten antientzündlich wirkende Inhaltsstoffe und regen die Urinausscheidung durch die Niere an. Zudem verhindern sie, dass Bakterien in die Harnwege eindringen, haften bleiben und dort einen Biofilm bilden. Das haben aktuelle Untersuchungen gezeigt. Besonders geeignet sind Kombinationspräparate, weil sich die verschiedenen Wirkprinzipien der Einzelpartner gut ergänzen. Bei der Langzeitanwendung ist ein gelegentlicher Wechsel sinnvoll.

Harnwegsdesinfizienzien enthalten Inhaltsstoffe, die das Bakterienwachstum hemmen, aber keine Resistenzen verursachen. Allerdings wirken sie deutlich schwächer als Antibiotika. Dazu zählen Bärentraubenblätter, Kapuzinerkressenkraut oder Meerrettichwurzel. Harnwegsdesinfizienzien werden nur über kurze Zeit während des Harnwegsinfektes zusammen mit den Durchspülungsmitteln eingenommen.

Goldrutenkraut wird für Tees (insgesamt 3 bis 5 Gramm pro Tag bei 2 bis 4 Tassen) oder Extrakte verwendet und wirkt harntreibend, antientzündlich, krampflösend und schmerzlindernd. In Fertigarzneimitteln wird es oft mit anderen ähnlich wirkenden Pflanzen kombiniert.

Birkenblätter und Brennnesselkraut werden ebenfalls für Teeaufgüsse der Extrakte verwendet. Sie wirken antientzündlich. Dazu 2 Esslöffel pro Tasse ziehen lassen und maximal 8-12 Gramm verwenden. Bei Birkenblättern treten selten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder allergische Reaktionen auf. Sie werden deshalb meistens mit anderen Pflanzen kombiniert. Für Brennnesselkraut sind keine Nebenwirkungen beschrieben.

Schachtelhalmkraut wirkt antientzündlich und schmerzlindernd. Als Nebenwirkungen sind leichte Magendarmbeschwerden und allergische Reaktionen beschrieben. Man verwendet zwei Teelöffel pro Tasse bis zu dreimal am Tag (10 bis 15 Minuten ziehen lassen).

Bärentraubenblätter wirken antibakteriell, reizlindernd und antientzündlich. Bei empfindlichem Magen verursachen sie gelegentlich Missempfindungen. Sie sollten nur maximal 5 mal im Jahr und jeweils maximal 1 Woche eingenommen werden und sind in Teemischungen oder als Fertigarzneimittel erhältlich.

Die Extrakte des Kapuzinerkressenkrauts, sogenannte Senföle, hemmen Bakterien- und Pilzwachstum in den ableitenden Harnwegen. Senföle aus der Meerrettichwurzel bzw. die frisch geriebenen Wurzeln (20 Gramm pro Tag) wirken zudem schleimhautreizend. Bei Magen- und Dünndarmgeschwüren oder Nierenerkrankungen sollen sie ebenso wie die Extrakte aus Kapuzinerkressenkraut nicht eingenommen und während Schwangerschaft und Stillzeit nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt eingesetzt werden.

Oft werden insbesondere zur Prophylaxe von Harnwegsinfektionen auch Zubereitungen von Cranberry als Saft, Tabletten oder Kapseln empfohlen. Hier handelt es sich jedoch um Nahrungsergänzungsmittel. Sie weisen in der Regel Probleme bei der Dosierung und der Qualität auf.

Für alle genannten Produkte gilt, dass sie problemlos auch zusammen mit Antibiotika eingenommen werden können. Bei Durchspülungsmitteln sollte die Einnahme nach Verschwinden der Symptome noch mindestens 14 Tage fortgeführt werden. Sie eignen sich auch für die Langzeitanwendung.
Karin Kraft hat eine Stiftungsprofessur für Naturheilkunde. Sie lehrt an der Universität Rostock.